Robert Heidekorn: Analoge Fotografie im Museum

Die Zeitstellung unseres Museums reicht bekanntermaßen bis Ende des 19. Jahrhunderts, eine Zeit, in der die Fotografie ja auch schon bedeutende Ergebnisse zustande brachte, wie unsere Ausstellung „Frühe Fotografien aus dem Wendland“ zeigt. Und natürlich war alles analog, „digital“ allenfalls ein Wort für Mathematiker. Wer macht denn heute noch analoge Schwarz-Weiß-Fotografie, wo jede bessere Smartphone-Kamera mühelos gute Qualitäten liefert? Die Antwort: Robert Heidekorn!

Wir begrüßen Robert hiermit als weiteren Museumsfotografen im Ehrenamt – den Anfang machte Klaus Mayhack letztes Jahr, der die Qualität unserer Museumsfotos mit dem Auge des Profis und dramatisch gesteigert hat.

Mit der analogen Schwarz-Weiß-Fotografie bringt Robert nun einen weiteren Aspekt hinein. Das sieht man an den folgenden beiden Aufnahmen, die unser Backhaus und den Ziehbrunnen zeigen. Sieht das nicht fast so aus wie original 1890 fotografiert? Und das ohne Photoshop-Fake, sondern echt, pur, analog!

Robert zu seinem außergewöhnlichen Fotografie im Originalton:

Fotografieren mit Alten Kameras auf Film im Zeitalter digitaler Megapixel. Geht das heute noch? Ja! Es ist ein Erlebnis und macht Spaß!

Mein Name ist Robert Heidekorn. Ich bin Baujahr 1983, stamme ursprünglich von der Ostseeküste und wohne jetzt in Kassau. Mein Hobby und meine Leidenschaft ist die Fotografie – dabei besonders das Fotografieren mit teils über 50 Jahre alten Kameras auf Filmmaterial.

Warum tut man sich das heutzutage noch an, fragen sich sicherlich viele: Für mich ist es das Erleben der Fotografie und das Handwerk der Fotografie im Besonderen. Nicht einfach auf den Auslöser drücken, der Kamera das „Denken“ überlassen und das Bild hinterher am PC „schön“ machen. Natürlich sind moderne Kameras Meisterwerke der Technik und das digitale Bild bietet unglaubliche Möglichkeiten. Es ist zudem technisch dem analogen Film weit überlegen und auch sofort verfügbar. Auch ich habe natürlich digital fotografiert und mache das auch heute noch, allerdings immer weniger. Ich wollte mich und meine Fotografie verändern. Nicht alles an Technik und Megapixeln festmachen und sich durch Menüs klicken. Mal lieber einen Schritt zurück machen, um dadurch wieder mehrere Schritte vorwärts machen zu können, war meine Devise. So bin ich zur analogen Fotografie gekommen. Es ist das Fotohandwerk, welches mich fasziniert. Sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren, was es bedarf um ein Bild zu machen. Ich fotografiere aus diesen Gründen mittlerweile wieder zu 95% auf Film.

Die Kameras, welche ich verwende, sind zwischen 30 und 70 Jahre alt und rein mechanisch. Das heißt, es gibt keine Elektronik, keinen Autofokus, keinen Belichtungsmesser, keine Menüs oder elektronische Helferlein. Es sind noch reine Werkzeuge zum Anfertigen von Bildern. Der Fotograf und sein Wissen tragen entscheidend zum Gelingen der Aufnahme bei. Man muss sich wieder mehr mit der Materie beschäftigen als bei digitalen Kameras, wo einem mittlerweile viel Nachdenkarbeit durch die Technik abgenommen wird. Man muss wissen, wie entsteht ein Bild oder wie verhält sich das Filmmaterial, welches ja organisch ist und auch einem Verfallsprozess unterliegt. Darin liegt für mich der Reiz. Dazu der Charme der alten Kameraschätze. Ob ein Bild etwas geworden ist, weiß ich erst, wenn ich den Film händisch entwickelt habe. Vom Einlegen des Films, dem Fotografieren an sich, dem Entwickeln des Films bis hin zum fertigen Bild. Es ist Fotohandwerk und dazu ein wunderbar haptischer Prozess. Das Fotografieren mit den Kameraoldies, das Entwickeln der Filme mit Chemie und am Schluss das Bild tatsächlich anfassen zu können. Es wirkt und fühlt sich für mich realer an als eine digitale Bilddatei. Ein digitales Bild hat dabei für mich nicht diesen Stellenwert. Habe ich das Bild allerdings auf Film gemacht, dann habe ich auch mehr das Gefühl das Bild auch wirklich gemacht zu haben. Das bewusstere Fotografieren, mehr im Moment der Aufnahme drin zu sein, das möchte ich erleben, anderen Menschen mitteilen und dieses Fotohandwerk auch bewahren. Gerade das Schwarzweißbild hat es mir dabei sehr angetan. Ohne enthaltene Farbinformation beschränkt es das Bild und das Motiv auf das Wesentliche. Dazu die vielfältigen Möglichkeiten einen Schwarzweißfilm zu Entwickeln, was selbst in Kaffee mit einigen Zusätzen, dem sogenannten Caffenol, möglich ist.

Motive zu sehen, zu entdecken, zu erleben, den Moment der Aufnahme zu genießen und dies anschließend dem Betrachter meiner Bilder mitzuteilen, ist mein Ziel. So möchte ich den Betrachter meiner Bilder auf eine gedankliche Reise schicken und für mich selbst und für andere die Faszination Film-Fotografie am Leben erhalten und dieses klassische Handwerk bewahren.

Robert Heidekorn

Hier nun einige weitere Arbeitsproben:

Wir freuen uns sehr, Robert mit dabei zu haben, seien Sie gespannt, was daraus erwächst!