Wo Land und Leben sich im Rundling treffen

Für uns im Wendland sind Rundlinge so alltäglich wie selbstverständlich. Erzählt man jedoch Menschen aus etwa Hannover oder Hamburg etwas vom Rundlingsmuseum Wendland, so fragen sie oft zurück: Museum für Rundlinge? Steine oder Schallplatten? Berichtet man dann weiter, es handele sich um eine ebenso einzigartige wie merkwürdige Dorfform, werden die Augen groß. Und noch größer, wenn sich Interessierte aus der Ferne auf den Weg ins Wendland gemacht haben und sich das Ganze mal live angucken.

Denn es ist so: Viele dieser Dörfer sind ziemlich merkwürdig und europaweit einzigartig – sie sind rund. Daher nennen wir sie Rundlinge. Die Häuser stehen sich mit ihren Fachwerk-Prunkgiebeln um einen Dorfplatz herum gegenüber, sozusagen von Angesicht zu Angesicht. Sehr speziell, ein Anblick, den Sie nicht vergessen werden.

Ja, wir sind ein Freilichtmuseum, wie jede Region eines hat. Aber: Bei uns in Lübeln wird es natürlich besonders wendländisch. Hier ist zu erleben, wie es damals war, so zwischen 1700 und 1900, in den großen alten Zwei-, Drei- und Vierständerhäusern. Mit dem Vieh unter einem Dach und im Winter ordentlich Qualm in der Hütte, der den Schinken genauso räucherte wie die Lungen der Bewohner.

Es wurde Wendisch Platt gesprochen, das Schuhwerk bestand aus Holzpantinen und Haushalt und Wäsche waren Schwerarbeit. Die Landwirtschaft eine nasse Plackerei und der König saß in Hannover. Im 19. Jahrhundert brachte der Flachsanbau und die Leineweberei etwas Wohlstand ins Wendland, bevor es nach 1900 auch damit vorbei war.

Zu besonderen Anlässen trug man prächtige Trachten, die viel aussagten (über die Damen), und die Unterwäsche von damals ist heute ein echter Hingucker. Die Handwerker konnten richtig was, vom Schmied über den Bäcker bis zum Stellmacher; industrielle Fertigung lag fern. Auch wussten die Wendländer viel über die Natur und Heil-pflanzen und wie man aus einfachen Rohstoffen hervor-ragende Erzeugnisse schuf. Die Arbeitstage waren lang und trotzdem nahm man sich die Zeit für reiche Ornamente selbst an Alltagsgegenständen.

So kam es, dass an originaler Hofstelle von 1733 in Lübeln bei Lüchow in den letzten Jahrzehnten ein Freilichtmuseum mit dem originalen Dreiständer-Bauernhaus samt Deel und Dönz, Ställen und Stiegen entstand. Hinzu gesellen sich etliche historische Gebäude aus dem Wendland, die hierher versetzt wurden: das Zweiständer-Haus des Wendland-Chronisten Johann Parum-Schultze von 1710 aus Süthen, die Schmiede, das Flachs-und-Leinen-Haus oder das Backhaus von 1800: hier sowie in der Töpferei, im Trachtenhaus oder der Stellmacherei sind Sie umgeben von alten Handwerken, Traditionen und Techniken.

Unsere Dauerausstellungen widmen sich den Rundlingen (z.Zt. Rundlings-Ersatzausstellung im Parum-Schultze-Haus wegen Vorbereitung einer großen Neuen in der Durchfahrtscheune), dem Leben im Wendland zu Parum-Schultzes Zeiten vor 300 Jahren, wendländischen Trachten, dem Flachs- und Leinengewerbe, Hut- und Haubenschachteln sowie den Rundlingsdörfern in fantastischen frühen Fotografien aus dem Wendland um 1865. Hinzu kommt eine Streuobstwiese aus dem Projekt »Route der alten Obstsorten« mit einer Obstscheune, die auch als Vorführküche und Seminarraum dient. In einem „Kinderaktionshaus“ werden Ferienprogramme und Schulprojekte durchgeführt; Schaugärten, Barfußrunding und Kräuterrondell bieten Einblick in Natur erleben, Heilkunde und Ernährung.

Erleben Sie dies alles und mehr in Ihrem Rundlingsmuseum Wendland – wir freuen uns auf Ihren Besuch!